Exkursion zur Schildkrötenfreianlage von Ingo Giebner
In diesem Jahr hatten wir gleich zwei Exkursionen geplant. Beide Exkursionen, die eine nach Hirschfeld zur Schildkrötenanlage und die andere nach Geising ins Hochmoor, waren ganz besondere Höhepunkte in unserem Vereinsprogramm. Für die Terrrarianer war der Besuch der wunderschönen Freilandanlage für Schildkröten von Ingo Giebner wie ein Traum, den jeder von uns schon mal geträumt hatte, ein großes Grundstück, große naturnahe Freilandbecken für verschiedene Arten von Schildkröten.
Das Grundstück in Hirschfeld war ein typischer Dreiseitenhof mit Scheune, Stallanlagen und dem Wohnhaus. Eine große Freianlage zur Haltung von Geierschildkröten und Alligatorschildkröten war der Wunsch von Ingo Giebner. Diesen umzusetzen, musste die Scheune weichen, das nach Süden ausgerichtete Gelände musste völlig neu gestaltet werden und so entstand nach und nach eine Schildkrötenanlage der besonderen Art. Zwei große Betonteiche mit naturnaher Ufergestaltung entstanden. In der einen Anlage leben heute 5 Alligatorschildkröten, der Gattung Chelydra, in der anderen die Geierschildkröten der Gattung Macroclemys. Beide Arten leben in Nordamerika, die Macroclemys temminckii mag es wärmer, sie kommt im Südosten der USA vor, die andere Art schafft es bis nach Kanada. Solche stattlichen Tiere kann man wirklich nur in einer solchen Anlage halten. So ist es auch begrüßen, dass die Vermarktung und Haltung in Deutschland stark eingeschränkt wurden. Bis zu einer gewissen Größe ist es sicher interessant für jeden Terrrarianer solche Tiere zu pflegen. Für die meisten Pfleger reicht das Zimmerterrarium nicht mehr aus, bei einer zu erwartenden Panzerlänge von bis zu 70 cm und einem Gewicht von mehr als 50 kg, ist das auch gut vorstellbar. Ausgesetzte Schildkröten dieser Gattung haben in Mitteleuropa durchaus eine Überlebenschance. Und so kommt es vor, dass Alligatorschildkröten in unseren einheimischen Gewässern Lebensbedingungen vorfinden, die ähnlich denen im Nordosten der USA sind. Es ist durchaus denkbar, dass diese Tiere auch zur Fortpflanzung kommen und in Mitteleuropa heimisch werden können. Und dazu braucht es auch keine Klimaerwärmung, die Bedingungen sind schon vorhanden.
Unser Rundgang führte uns weiter zu den europäischen und eurasischen Landschildkröten. Auch diese Anlagen waren großflächig angelegt. Die Tiere, getrennt nach Arten, hatten einen riesigen Auslauf und konnten ausgiebig die Südhanglage genießen. Bei allen gehaltenen Arten war das Geschlechterverhältnis auffällig. Ein großer Männchenüberhang führt sicher zu einer Paarung, so die Erfahrung die I. Giebner bei all seinen Schildkröten gemacht hat.
Hier ein paar Landschildkröten-Arten, die wir in den Freilandanlagen sehen konnten:
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Maurische Landschildkröte Testudo graeca mit ihren territorialen Unterarten,
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Griechische Landschildkröte Testudo hermanni
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Steppenschildkröte, Agrionemys horsfeldii
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Breitrandschildkröte, Testudo marginata
Die europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis war ebenfalls recht zahlreich in einem kleinen Teich mit Hechtkraut, Pontederia cordata , vertreten.
Unter diesen idealen Bedingungen bleibt natürlich die Nachzucht nicht aus. Durch eine gezielte und verantwortungsbewusste Zeitigung der Eier in einem Inkubator wird auf den Umfang des zu erwartenden Nachwuchses bewusst Einfluss genommen. So auch bei den nächsten auffallend großen Schildkröten, den Spornschildkröten, Geochelone sulcata. Die Spornschildkröten gehören neben den Riesenschildkröten der Galapagos-Inseln und dem Aldabra-Archipel zu den größten Landschildkrötenarten. Sie leben in der Sahelzone Afrikas, einem der trockensten Gebiete des afrikanischen Kontinents. Ihre deutsche Bezeichnung erhielt die Spornschildkröte aufgrund zweier markanter Sporen an ihren Hinterschenkeln. In ihrer Heimat graben sich die Tiere meterlange Gänge um der Hitze zu entfliehen, daher auch die großen Vordergliedmaßen. Diese natürlichen Schutzmaßnahmen brauchen die 5 Tiere bei I. Giebner nicht zu ergreifen. Dennoch nutzen Sie bei kühleren Temperaturen die angebotene Wärmelampe in ihrem Stall. Es war für uns alle beeindruckend, diese großen Schildkröten auf ihrer Weide gemeinsam mit den Ouessant-Schafen zu beobachten.
Die gesamt Anlage ist großzügig und naturnah gestaltet, als Besucher bekommt man sehr schnell den Eindruck, dass hier viel Fachwissen, Einfühlungsvermögen und gestalterisches Geschickt eingeflossen ist. Nicht unerwähnt lassen, möchte ich die gestalteten Flächen mit den Freilandkakteen aus Nordamerika sowie die Freiland-Yuccas in der Anlage der Steppenschildkröten.
Am Ende unseres Besuches erhielten wir die Gelegenheit Giebners Museum zu besichtigen. In Schubfächern mit Schildkrötenpräparaten und dicken Ordnern war die Erfahrungen, das Wissen um das Thema Schildkröten ganz genau dokumentiert. Dort findet man die Bestandsnachweise über die Schildkröten; die heimischen Fische, die in diesem Artikel noch gar nicht erwähnt wurden, die Kakteen und Sukkulenten. Es ist ein kleines aber feines privates Museum.
Eckhard Stange